Mittwoch, 5. November 2014

Am Ende des Regenbogens

Bitte beachtet nicht wie unlogisch die Geschichte ist. Das muss auch mal sein.
___________________________________________________________________

„Am Ende des Regenbogens liegt ein Schatz.“
Diese Redewendung begleitete ihn seit seiner Kindheit. Seine Mutter hatte es immer gesagt, wenn er fasziniert aus dem Fenster starrte.
Mehrfach hatte er sie angebettelt, mit ihm zum Ende des ein oder anderen Regenbogens zu fahren, doch immer hatte sie neue Ausreden gefunden.
Nun, nach ihrem Tod, wollte er diesen Traum endlich wirklich werden lassen, doch er wusste, er musste schnell fahren.
Er konnte gut mit Zahlen umgehen, daher stellte es für ihn kein Problem dar, den Punkt zu berechnen, an dem der Regenbogen von seinem Blickwinkel aus enden müsste.
Jetzt musste er nur noch auf einen warten.

Eines Tages sah er endlich einen, berechnete besagten Punkt und stieg dann sogleich in seinen Wagen, um loszufahren.
Natürlich wusste er, dass der Regenbogen nur die Sonne war, die sich in Wassertropfen spiegelte, aber er fand, dass der Punkt, den er errechnet hatte, als Ende des Regenbogens genügen müsse.
Die Fahrt dauerte einige Stunden und führte ihn durch mehrere Städte und kleine Dörfer. Doch die Gegend wurde mit jeder Minute, die er fuhr, immer abgelegener.
Zu den Seiten seines Wagens sah er die Felder von Bauern und Handynetz hatte er schon lange keines mehr. Aber sein GPS-Gerät, in das er die Koordinaten eingegeben hatte, funktionierte noch immer.
Nach etwa fünf Stunden kam er an einen kleinen Bauernhof, der verlassen schien. Der Punkt, der er errechnet hatte, lag nicht weit von hier, doch auf der Straße kam er nicht weiter, also musste er sich zu Fuß auf den Weg machen. Seinen Wagen ließ er auf dem Hof stehen und hoffte, den Bauern würde es nicht stören.
Mit dem GPS-Gerät in der Hand überquerte er den Hof und hielt schnurstracks auf die Felder zu. Ein bisschen unbehaglich war ihm dabei schön zumute, schließlich waren es nicht seine Felder, durch die er laufen würde und es hatte ihm auch niemand gestattet, dies zu tun. Dennoch musste er es tun, er konnte jetzt nicht einfach aufgeben, nicht, wenn er so lange auf diesen Monet hingearbeitet hatte, so lange schon gefahren war und vor allem so lange gewartet hatte.
Er musste jetzt sofort zu diesem Punkt laufen, das spürte er tief in sich drin. Und so versuchte er erst gar nicht, beim Besitzer des Hofes und vermutlich auch der Felder nachzufragen, ob er diesen Punkt suchen durfte, an dem der Regenbogen endete, er ging einfach los. Es hätte sowieso keinen Zweck gehabt, denn jeder würde ihn für verrückt halten und wegschicken.
Die Sonne brannte auf den Jungen Mann hinab und ihm wurde immer wärmer, doch das verstärkte seine Entschlossenheit nur. Er war mit einem Ziel hergekommen und dieses Ziel würde er auch erreichen, koste es, was es wolle.
Nach etwa zehn Minuten stellte er fest, dass er beinahe angekommen war und beschleunigte seine Schritte noch. Wer konnte schon sagen, ob er vielleicht tatsächlich einen Schatz finden würde?
Einige Meter vor sich sah er eine Gestalt, die offenbar im Feld arbeitete, doch er konnte sie nicht genau erkennen, da er von der Sonne geblendet wurde. Nach einigen weiteren Schritten konnte er sie schon besser ausmachen, es war eine Frau etwa in seinem Alter. Und sie stand genau an dem Punkt, den sein Gerät als das Ende des Regenbogens anzeigte.
Die letzten Schritte machte er nur noch zögerlich. Als er direkt hinter der Frau stand, drehte sie sich um und erschrak.
„Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken“, murmelte er.
„Ist doch nicht schlimm, Sie sehen nicht wie ein Axtmörder aus oder so. Was tun Sie hier? Suchen sie etwas?“
Sie grinste ihn an und es war das schönste, was er jemals gesehen hatte. Er wollte nicht, dass sie je damit aufhörte. Und er wollte der Grund dafür sein, dass sie lächelte und lachte und fröhlich war.
Bis zum heutigen Tag hatte er nicht an Liebe auf den ersten Blick geglaubt und auch daran, dass er am Ende des Regenbogens einen Schatz finden würde, hatte er stark gezweifelt. Doch nun war alles anders.
„Naja... Das ist eine lange Geschichte... Aber ich bin froh, dass ich diesen Weg gegangen bin“, sagte er zu dem wundervollen Wesen vor ihm.
Sie legte den Kopf leicht schief und sah ihn an. „Dann erzählen Sie mir diese Geschichte doch.“

Er nickte und begann.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen