Im Gedächtnis bleiben (?)

Was soll Menschen von mir im Gedächtnis bleiben?
Mein erster Gedanke: Nichts.
Ich bin eigentlich ein eher zurückhaltender Mensch, der nicht auffallen will, aber es liegt in der menschlichen Natur, dass man nach Aufmerksamkeit und Wertschätzung verlangt.
Also habe ich noch einmal über meine Antwort nachgedacht. Will ich wirklich, dass sich niemand an mich erinnert? Egal, ob nachdem man mich gerade gesehen hat oder nachdem ich tot bin.
Ich habe mich daran erinnert, dass es mir jedes Mal einen kleinen Stich versetzt, wenn sich jemand nicht an mich erinnert, ich mich jedoch sehr gut an ihn oder wenn sich jemand an eine für mich bedeutsame Situation nicht mehr erinnert. Dann fühle ich mich immer unwichtig, ungeliebt, unsichtbar.
Manchmal ist es gut, unsichtbar zu sein, keine Aufmerksamkeit zu bekommen. Manchmal muss man einfach seine Ruhe haben. Aber manchmal eben auch nicht.

Eigentlich will man nur für Dinge, die man gut gemacht hat, beachtet werden, die anderen sollen einfach nicht bemerkt werden, niemand soll sie sehen. Alle sollen ein gutes Bild von einem haben.
Aber niemand ist perfekt.
Also dachte ich mir, dass auch meine Fehler im Gedächtnis der Menschen bleiben sollen. Denn ich bin ein Mensch und Menschen machen nun einmal Fehler, einige größer als die anderen.
Diejenigen, deren Fehler niemand sieht, werden vielleicht nach außen hin am Meisten gemocht, innen jedoch am meisten gehasst. Wenn man zu gut ist, werden die Leute eifersüchtig und hassen einen. Genau wie sie einen hassen und verachten, wenn man zu schlecht ist.
Also sollen ihnen von mir auch gute Dinge im Gedächtnis bleiben.
Ich will die Menschen zum lachen bringen, oder auch nur zum lächeln und schmunzeln. Ich will ihnen mit kleinen Gesten zeigen, dass sie nicht wertlos sind, dass jemand an sie denkt, dass jemand sie mag, selbst wenn sie es selbst nicht wissen, sehen können oder wissen wollen. Ich will ihnen einen kleinen Moment von Glück schenken oder auch nur die Illusion davon, damit sie sich für einen winzigen Moment freuen können und nicht an all ihre Sorgen denken müssen. Und sei es auch nur eine Sekunde.
Denn solche kleinen Gesten sind es, an die ich mich abends im Bett erinnere, wenn ich versuche zu schlafen. Daran halte ich fest, wenn ich traurig bin.
Irgendwo gibt es jemanden. Irgendwo.
Dieser jemand möchte ich sein.

Natürlich will ich auch noch andere Erinnerungen hinterlassen. Menschen, die mir wichtig sind sollen sich an schöne gemeinsame Momente mit mir erinnern, an gemeinsam Erlebtes und Durchgemachtes. An lustige und an traurige Dinge.
Sie sollen Fotos von uns haben und mit einem Lächeln auf diese Zeiten zurückblicken können.
Sie sollen alte Geschenke von mir nach Jahren wiederfinden, auch Postkarten und sich erneut darüber freuen.
Auch das sind Dinge, die einem zeigen, dass da draußen jemand ist, der einen mag, dem man etwas bedeutet.

Und dann will ich noch auf andere Weise meine Spuren in der Welt hinterlassen: Ich will Geschichten schreiben und sie den Menschen zugänglich machen, damit sie sie immer wieder lesen, hören oder schauen können.
Vielleicht findet ja irgendwer gefallen daran. Und wenn es nur eine einzige Person ist, das ist genug.